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1. Tübinger Immuntherapie-Symposium für pädiatrische Malignome

Tübinger Immuntherapie-Symposium für pädiatrische Malignome

Am 9. Mai dieses Jahres fand das erste Tübinger Immuntherapie-Symposium für kindliche Tumoren und Leukämien statt.
Das Symposium war sehr gut besucht: Fachleute aus ganz Deutschland nahmen teil, aber auch interessierte Personen außerhalb der Kliniken waren herzlich willkommen. Immuntherapeutische Ansätze gewinnen heutzutage zunehmend an Bedeutung für die Behandlung bösartiger Erkrankungen.

Renommierte Referentinnen und Referenten berichteten über den aktuellen Stand von zellulären und antikörperbasierten Therapien sowie über Impfstrategien.
Das Symposium verknüpfte diese Vorträge mit der langjährigen Tätigkeit der Stiftung des Fördervereins für krebskranke Kinder Tübingen, die auch in diesem Jahr wieder den mit 10.000 Euro dotierten ERNA-BRUNNER-PREIS an herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler verliehen hat.

Ehemalige ERNA-BRUNNER-Preisträgerinnen und Preisträger würdigten die Arbeit der Stiftung. Zudem wurde der langjährige Vorsitzende Herr Prof. Hans-Werner Stahl geehrt.

Wissenschaftlicher Teil - Immuntherapie bei Leukämien

Der erste wissenschaftliche Teil von 9:30 Uhr bis 15:00 Uhr widmete sich der Immuntherapie bei Leukämien sowie bei soliden Tumoren und Infektionen.

  • Den Auftakt machte der ehemalige ERNA-BRUNNER-Preisträger Herr Prof. Denis Schewe mit einem Vortrag über den Einsatz von Antikörpern bei der Akuten lymphatischen Leukämie.
  • Frau Dr. Manon Queudeville berichtete über den Einsatz von Antikörpern im Rahmen der ALL-Rezidiv-Studie, also den Einsatz von bereits kommerziell erhältlichen Antikörpern für die Standardtherapie.
  • Frau Prof. Judith Feucht, ebenfalls eine ehemalige Preisträgerin, stellte die Behandlung von Leukämien mit CAR T-Zellen vor; dieses Thema wurde von Herrn Dr. Semjon Willier, auch ein ehemaliger Preisträger, aus Freiburg fortgeführt.
  • Den Abschluss bildete Herr Dr. Michael Abele aus Tübingen mit einem Update zur Anti-CD19-ALL-Studie aus dem eigenen Haus. Diese deutschlandweite Studie wird von Tübingen aus geleitet und untersucht den Einsatz eines CD19-Antikörpers zur Vorbeugung von Rückfällen nach einer ALL-Erkrankung.

Die Anti-CD19-ALL-Studie ist aus Vorarbeiten entstanden, die im Rahmen der Aktion „Erna“ möglich waren. Damals war es gelungen, einen baugleichen Antikörper im Rahmen von Einzelheilversuchen einzusetzen. Die damals sehr ermutigenden Ergebnisse bereiteten den Boden für diese nun offizielle deutschlandweite Studie, die durch die kontinuierliche Unterstützung des Fördervereins und der Stiftung erst möglich geworden ist. Wieder einmal kann man hier von einem großen Erfolg für die Verbesserung der Therapie von krebskranken Kindern sprechen, der ohne die Unterstützung des Fördervereins und der Stiftung nicht möglich gewesen wäre.

Immuntherapie bei Soliden Tumoren und Infektionen

  • Herr Prof. Rupert Handgretinger sprach über spezifische Stoffwechselwege von Tumorzellen und wie man diese ausnutzen kann.
  • Herr Prof. Jochem Kolb aus München referierte über die Vorbeugung von Rückfällen mit T-Zellen.
  • Frau Dr. Theresa Käuferle aus Freiburg berichtete über den Einsatz von virusspezifischen T-Zellen, die in Tübingen durch Herrn Prof. Tobias Feuchtinger und Herrn Prof. Peter Lang etabliert wurden.
  • Herr Prof. Hans Georg Rammensee stellte mögliche Impfungen bei Tumoren vor.
  • Herr Prof. Martin Ebinger präsentierte den aktuellen Stand der hauseigenen Studie zur Impfung bei Sarkom-Erkrankungen. Auch diese Studie wird von Förderverein und Stiftung unterstützt und stellt einen sehr wichtigen Beitrag zur aktuellen Behandlung von bösartigen Tumoren, den sogenannten Sarkomen dar.
  • Frau Prof. Schilbach berichtete im Weiteren über die bereits nachgewiesenen Wirkungen der Impfung auf das Immunsystem der Patienten.
  • Herr Dr. Tim Flaadt aus Tübingen, ein ehemaliger Preisträger, berichtete über die hauseigene Studie zur haploidentischen Stammzelltransplantation mit nachfolgender Immuntherapie bei Neuroblastom-Patienten. Diese Studie ist abgeschlossen und hat die Behandlung von Patienten mit Neuroblastom-Rückfällen deutlich vorangebracht. Es war möglich, mit diesem neuen Therapieansatz die Prognose solcher schwer kranken Patienten deutlich zu verbessern. Diese Therapie hat nun Einfluss in die Standardtherapie weltweit gefunden. Auch hier sind wir dem Förderverein und der Stiftung für ihre kontinuierliche Unterstützung dieser Arbeit enorm dankbar.

 

Allgemein verständlicher Teil

Im zweiten, allgemein verständlichen Teil wurden die herausragenden Verdienste des langjährigen Vorsitzenden der Stiftung, Herr Prof. Dr. Hans-Werner Stahl, gewürdigt. Zuvor sprach Herr Prof. Peter Lang über den „Tübinger Weg“, ein von Hans-Werner Stahl geprägter Begriff. Dabei handelt es sich um das Bestreben, nach einer Standardtherapie eine weitere Immuntherapie folgen zu lassen, um einen Rückfall zu verhindern.

Anschließend wurde der Erna-Brunner-Preis an Frau Dr. Dr. Franziska Blaeschke, Assistenzärztin am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) und Nachwuchsgruppenleiterin der Pädiatrischen Immunonkologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), verliehen. Frau Dr. Dr. Blaeschke erhielt die Auszeichnung für ihre innovative Forschungsarbeit zur Weiterentwicklung der CAR-T-Zelltherapie bei krebskranken Kindern. In ihrer im renommierten Fachjournal Cell veröffentlichten Arbeit „Modular pooled discovery of synthetic knockin sequences to program durable cell therapies“ entwickelte sie eine neuartige Screening-Plattform, die mithilfe von Hochdurchsatz-CRISPR-Screens tausende genetische Modifikationen parallel testet. Mit diesem technologisch wegweisenden Ansatz konnte sie zeigen, dass die gezielte Integration bestimmter Transkriptionsfaktoren – insbesondere TFAP4 und BATF – die Funktionalität von CAR-T-Zellen signifikant verbessert. Dieser Durchbruch ist besonders relevant für die Therapie von soliden Tumoren, bei denen CAR-T-Zellen bisher nur eingeschränkt wirksam waren. Die Arbeit von Frau Dr. Blaeschke eröffnet damit neue Perspektiven, um Immuntherapien langfristig effektiver zu machen und Rückfälle besser zu verhindern.

Ausklang

Zum Abschluss trafen sich alle Teilnehmenden in der „Kelter“. Der Abend bot die Möglichkeit zum intensiven Austausch und zum persönlichen Kennenlernen.

Insgesamt war das Symposium eine sehr erfolgreiche Veranstaltung, die intensiv Wissen vermittelte, hervorragende Diskussionen ermöglichte und auch für Unterstützerinnen und Unterstützer interessant und gewinnbringend war.
Wir hoffen auf noch viele weitere Symposien dieser Art.


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