Mit einem Ordner vor 26 Jahren begonnen
Prof. Dr. Hans-Werner Stahl gibt den Vorsitz der Stiftung des Fördervereins für krebskranke Kinder Tübingen zum 15. Juli an seinen Stellvertreter ab.
Das ehrenamtliche Engagement von Prof. Dr. Hans-Werner Stahl hat dazu beigetragen, dass Familien mit schwerkranken Kindern Hoffnung schöpfen können. „Es freut mich jedes Mal, wenn ich ein Kind sehe, dass nur deshalb am Leben ist, weil die Stiftung des Fördervereins Therapieentwicklungen finanziert hat“, sagt deren Vorsitzender. Vor 26 Jahren hat der heute 81-Jährige die Stiftung gegründet und war seitdem ihr Vorsitzender. Am 15.Juli wird er das Amt altersbedingt niederlegen.
Zum Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen kam der Betriebswirt und Professor für Rechnungswesen und Controlling durch die Krebserkrankung seines jüngsten Sohnes. Das ist 35 Jahre her. Sein Sohn konnte damals nicht geheilt werden und starb. Der Vater übernahm das Amt des Schatzmeisters im Förderverein. Als Betroffener hatte er gemerkt, wie wichtig die Unterstützung der Eltern krebskranker Kinder durch den Förderverein ist. Stahl hatte während der Behandlung seines Sohnes im Elternhaus, das damals noch in der Justinus-Kerner-Straße war, übernachtet. So konnte er in der Nähe seines Sohnes sein.
Als das Elternhaus umziehen musste, trieb er als Schatzmeister des Fördervereins den Bau des neuen Elternhauses in der Frondsbergstraße voran. Mit seinem wirtschaftswissenschaftlichen Background war er maßgeblich an der Finanzplanung und dem Kauf des Grundstücks von der Katholischen Kirche beteiligt. Auch seine Beziehungen zur ESB Business School zahlten sich aus: Seine Kollegen entwickelten ein spezielles, damals noch nicht handelsübliches Computerprogramm für die Spendenverwaltung, die ebenso wie die Buchhaltung zuvor von Hand erledigt worden waren. Das neue Programm war die Grundlage für das Wachsen des Fördervereins.
Mit der Gründung der Stiftung des Fördervereins setzte Stahl einen weiteren Meilenstein. Zur Unterstützung der Eltern kam fortan die Förderung der Therapieentwicklung. „Meine Hoffnung war, dadurch anderen Familien unser Schicksal ersparen zu können.“ Was mit einem Leitz-Ordner im privaten Arbeitszimmer begann, hat inzwischen seine Wirkung weit über Tübingen hinaus entfaltet. Die mit Stiftungsgeldern finanzierte Forschung zur Antikörpertherapie bei Leukämie im Kindesalter oder zur Neuroblastombehandlung hat die Heilungschancen weltweit verbessert. „Die Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten der Kinderklinik Tübingen habe ich stets vertrauensvoll und erfolgsorientiert erlebt“, sagt Stahl. „Durch unsere Forschungsunterstützung konnten viele Kinder gerettet werden.“
Seit 2014 vergibt die Stiftung jährlich den mit 10.000 Euro dotierten Erna-Brunner-Preis für besondere Forschungsleistungen im Bereich der pädiatrischen Onkologie und fördert so Nachwuchswissenschaftler.
Hans-Werner Stahl erhielt 2014 für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz.
Der Betriebswirt hat auch ein Gasthörer-Studium der Kunstgeschichte absolviert. Er hat seit 2009 ein Atelier im Rottenburger Künstlerhof und stellte seine Bilder und Skulpturen in international renommierten Galerien aus. Zudem ist er Autor mehrerer Bücher. Zuletzt erschien von ihm „Keine Angst vor dem Sterben“, ein Buch über Nahtoderfahrungen.
Wenn Hans-Werner Stahl am 15. Juli seinen Stiftungsvorsitz abgibt, ist es ihm wichtig, „alles in sichere Bahnen zu übergeben“. Neuer ehrenamtlicher Vorsitzender wird sein derzeitiger Stellvertreter Prof. Johann-Paul Ott. Der 74-Jährige war bis zu seiner Pensionierung in leitender Funktion in der baden-württembergischen Steuerverwaltung. Ott hat einen Lehrauftrag an der Hochschule für Öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg und ist als Rechtsanwalt zeitweise in einer Steuerberater- und Rechtsanwaltskanzlei tätig.
Nachfolger als stellvertretender Vorsitzender wird Herr Philipp Link, Steuerberater aus Rottenburg.