Neuartige Therapie gegen Corona-Virus?

Stiftung ermöglicht hoffnungsvollen Forschungsansatz.

Die Diagnose für zwei in die Klink eingelieferte Kinder lautete zunächst auf Darmentzündung, nach genauerer Analyse stellte sich jedoch eine schwere Erkrankung durch den Covid19 Virus heraus.

Das Team um Prof. Handgretinger und Prof. Lang an der onkologischen Station der Universitäts-Kinderklinik Tübingen forscht schon lange und intensiv über die immunologischen Komplikationen von Stammzelltransplantationen. Da die Covid19-Infektionen zu ähnlichen immunologischen Abläufen führen, konnten die gleichen Forschungsansätze auch auf die schwer erkrankten Kinder übertragen werden. Es wurde festgestellt, dass es bei den Kindern zu einer Entzündung des Endothels, also der Innenwand der Blutgefäße kam. Diese kann, wie auch aus der Erwachsenenmedizin bekannt, zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Embolien und einem Multiorganversagen führen.

Um die Behandlung der Kinder mit einer forschungsmäßigen Therapie starten zu können, wurde die Stiftung des Fördervereins für krebskranke Kinder Tübingen um finanzielle Unterstützung gebeten. Diese wurde gewährt und bereits im Frühjahr 2020, kurz nach Ausbruch der Pandemie, begann bei den zwei Kindern eine Defibrotide-Infusions-Therapie. Dieses Medikament ist für Kinder nach allogener Stammzelltransplantation zugelassen. Kurz nach Therapiebeginn verbesserten sich bei ihnen viele wichtige Blutwerte, wie zum Beispiel die gestörte Gerinnungsaktivierung, die Thrombozytenanzahl und die Entzündungswerte.

Bei beiden Kindern wirkte dieses Medikament so erfolgreich, dass sie wenige Tage später in gutem Zustand nach Hause entlassen werden konnten. Eine wirklich ganz besondere Forschungsleistung, denn der frühe und sehr positive Einsatz dieses Medikaments gegen schwere Covid19-Fälle war damit weltweit erstmalig dokumentiert und beschrieben. Eine entsprechende Veröffentlichung erfolgte im September 2020 in der Fachzeitschrift „Journal oft he Pediatric Infectious Diseases Society“.

Dank der Förderung durch die Stiftung ein Riesenerfolg für das Tübinger Forscher-Team. In erster Linie aber für die gesundeten Kinder, deren Leid schnell beendet wurde und deren Leben möglicherweise sogar gerettet werden konnte. Vielleicht entwickelt sich aus dem ungewöhnlichen Tübinger Therapieansatz demnächst eine anerkannte Behandlungsmöglichkeit für schwere Covid19-Fälle.

Das könnte durchaus sein, denn ähnliche klinische Symptome werden inzwischen auch bei erwachsenen Patienten beschrieben. Dort bestehen ebenfalls erste Ansätze, Medikamente zu verwenden, die man aus der allogenen Stammzelltransplantation kennt.

Die immunologische Forschung zeigt deutlich, dass sich Erkenntnisse, die zunächst bei Stammzelltransplantationen gewonnen wurden, im Kinder- wie auch Erwachsenenbereich auf schwere Covid19-Erkrankungen übertragen lassen. Dazu ist aber weiterer Entwicklungsbedarf vorhanden. Die Stiftung des Fördervereins wird sich hier weiterhin engagieren. Denn für sie steht das Wohl der Kinder im Vordergrund.

Professor Peter Lang

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Kampf dem Krebs bei Kindern!

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