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Ein schwerer Start

Krebs ist grausam. Immer. Wenn aber ein nur zwei Monate alter Säugling an Leukämie erkrankt, wird klar, dass diese Krankheit grenzenlos furchtbar ist.

Der kleine Tommy ist das bisher einzige Kind der jungen Eltern, deren Glücksgefühl schnell und gnadenlos strapaziert wurde. Als ihr Sohn zwei Monate alt war, wurde eine akute lymphatische Leukämie bei ihm entdeckt. Die Eltern, die Großeltern, Freunde und Familie – niemand konnte die Diagnose fassen. Die behandelnden Ärzte und Ärztinnen im Spital Zürich leiteten sofort eine Chemotherapie ein, die der kleine Körper auch recht gut vertrug. „Recht gut“ heißt unter diesen Umständen, dass sich seine Mundschleimhaut so entzündete, dass er kaum noch atmen konnte, intubiert und auf die Intensivstation verlegt werden musste. Die lebenswichtige Intensivtherapie zeigte aber Erfolg. Im Alter von acht Monaten bekam er eine zu 100 % passende Stammzellentransplantation eines Fremdspenders. Auch diesen Eingriff vertrug Baby Tommy einigermaßen. Eine Virusinfektion erschwerte ihm das Leben und die Eltern lernten, von all den Plänen, die sie ursprünglich als junge Familie hatten, Abstand zu nehmen.

Innerhalb der nächsten fünf Monate nach der Stammzelltransplantation zeigte sich bei Tommy eine gute Blutbildung und das Leben wurde für alle ein bisschen alltäglicher. Doch dann entdeckten die Ärzte und Ärztinnen ein frühes Rezidiv. Das bedeutete, eine erneute Chemotherapie für den nun Eineinhalbjährigen. Diesmal schlug die Therapie nicht an. Mehrere Wochen bekam Tommy die belastenden Medikamente, aber es waren noch immer viel zu viele leukämische Blasten in seinem Körper. Konventionelle Therapien kamen für ihn nicht mehr infrage, denn seine Leukämie war mittlerweile zu aggressiv.

Die Hoffnung verlagerte sich zur Universität-Kinderklinik Tübingen, einer ersten Adresse in der Kinderkrebsforschung. Hier erhielt Tommy eine sogenannte CAR T- Zell Therapie. Dazu werden körpereigene Immunzellen, sog. T- Zellen, genetisch so verändert, dass sie Leukämiezellen attackieren können. Bei der CAR T-Zellen Therapie werden T-Zellen mit chimären Antigenrezeptoren (CAR) versehen, ihnen werden quasi Superkräfte verliehen, und in den Körper zurückgeführt. Die veränderten T-Zellen spüren Krebszellen auf und vernichten sie - wenn alles gut läuft, denn wie bei jedem Eingriff lauern empfindliche Risiken.

Tommy bekam zwei Monate nach seinem Rezidiv der Leukämie diese CAR T-Zellen in Tübingen verabreicht. Zur Überwachung musste er die erste Zeit auf der Intensivstation verbringen, wohin ihn seine Eltern begleiten durften. Die Hoffnung verloren Tommys Eltern nie. Und das zurecht: Schon zwei Wochen nach der CAR T-Zellgabe, entwickelte sich eine ausreichend große CAR T-Zellpopulation in Tommys Blut, die seine Leukämiezellen vernichteten. Die Stiftung des Fördervereins für krebskranke Kinder Tübingen unterstützt die erfolgversprechende Forschung an der CAR T-Zellen Therapie seit Beginn großzügig. Es werden u.a. teure Apparaturen benötigt, um zukünftig die CAR T-Zellen immer weiter zu verbessern. Hierfür ist das Kinderklinik-Forscherteam der Stiftung ganz außerordentlich dankbar, denn ohne diese finanzielle Förderung könnten schwerstkranke Kinder wie Tommy oft nicht mit innovativen Therapien behandelt werden.

Vier Monate nach dem Aufenthalt in Tübingen bekam Tommy sicherheitshalber eine weitere Stammzelltransplantation in Zürich. Diesmal erfolgreich. In engmaschigen Zeiträumen wurde Tommy untersucht und da über ein Jahr keine Leukämiezellen mehr nachgewiesen werden konnten, gilt der heute Vierjährige als gesund.

Tommy ist ein cleveres und lebhaftes Kerlchen, der sich trotz seines schwierigen Starts ins Leben ganz normal entwickelt. Er freut sich auf andere Kinder im Kindergarten, den er ab nächstem Jahr besuchen wird.


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