Überlebenschance von Kindern mit Neuroblastomen deutlich gestiegen
Wenn es in der Kinder- und Jugendmedizin eine Horrorfigur geben würde, wäre sie ein Neuroblastom. Ein solider Tumor, an dem jährlich 120 Kinder in Deutschland erkranken und der bisher als unheilbar galt.
Der Uniklinik Tübingen ist dem Forscherteam um Prof. Dr. Peter Lang und Dr. Tim Flaadt ein Durchbruch gelungen, mit einem neuen Therapieansatz können 53% der erkrankten Kinder gerettet werden.
Neuroblastome treten in jungen Jahren auf – der Altersdurchschnitt der Erkrankten liegt bei nur 14 Monaten, 90% der Kinder sind jünger als sechs Jahre. Der bösartige Tumor wächst im sogenannten sympathischen Nervensystem, das die Aktivität der Organe und die automatischen Funktionen wie Atmung und Herzschlag steuert. Mit einer Rückfallrate (Rezidiv) von ca. 50% sind Neuroblastome äußerst widerstandsfähig und damit extrem gefährlich. Fast immer führten sie bislang zum Tod.
In einer achtjährigen Langzeitstudie unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Lang und Dr. Tim Flaadt von der Uniklinik Tübingen wurde eine Kombinationstherapie entwickelt, die Hoffnung verspricht: Nach einer individuellen Rezidiv-Therapie erhalten erkrankte Kinder und Jugendliche eine Stammzellentransplantation von einem Elternteil, die sogenannte haploidentische Transplantation, die übrigens auch in Tübingen entwickelt wurde und nun weltweit Anwendung findet. Nach dieser Transplantation bekommen die Kinder eine Immuntherapie mit dem Anti-GD2-Antikörper Dinutuximab beta und subkutanem Interleukin 2. Es ist so kompliziert, wie es klingt, aber dieses Verfahren bedeutet einen Meilenstein in der Kinder- und Jugendmedizin, denn 53% der Erkrankten haben mindestens fünf Jahre überlebt, 43% von ihnen ereignisfrei, das heißt ohne Rückfall.
Für die Angehörigen und die Erkrankten ist diese Forschungsarbeit zweifelsohne unbezahlbar. Und trotzdem kostet sie Geld. Die Hauptfinanzierung leistete die Stiftung des Fördervereins für krebskranke Kinder Tübingen, die auch das Folgeprojekt zu 100% finanziert.